Großelterntag: Wir Seniorinnen und Senioren sind mehr als „Oma und Opa!“ – Das Thema der Woche
Vergangenen Sonntag wurde in Österreich zum zweiten Mal der Welt-Großelterntag begangen. Ich finde es ist ein schönes Symbol, den Großeltern eine Tag zu widmen, gleichzeitig aber wäre es zu schade, sich auf ein „Danke“ und den Ausdruck von Wertschätzung zu beschränken, wie ich in den Salzburger Nachrichten betont habe.
Denn Großeltern sind viel mehr als nur „Oma und Opa“! Wir sind eine entscheidende Stütze für Familien und für die Gesellschaft! Dabei spielen wir eine viel tragendere Rolle, als Enkelkindern Geschichten vorzulesen und ab und zu ein wenig Taschengeld zuzustecken. Das gehört zwar dazu, ist aber viel zu kurz gegriffen!
Ich bin selbst Großmutter, und meine Beziehung zu meinen Enkelkindern ist für mich und sie etwas ganz Besonderes. Im Rahmen dieser engen familiären Bande kommt gerade in der jetzigen Krisensituation eine wichtige Rolle auf uns zu.
Wir haben einerseits Krieg und Energiekrisen erlebt, andererseits auch wirtschaftlichen Aufschwung und lange Friedenszeiten. Deswegen liegt es an uns, der Jugend den Ernst der aktuellen Lage zu vermitteln, ihnen aber auch Sicherheit, Zusammenhalt und vor allen Zuversicht in diesen unsicheren Zeiten zu geben. Ohne das Miteinander kommen wir nicht durch diese Krise! Die ältere Generation leistet aber auch vielfältige und wertvolle Arbeit, die zu oft unbeachtet und auch unbezahlt, aber vor allem unbezahlbar ist! Das kann ich exemplarisch für die Über-60-Jährigen mit harten Zahlen belegen:
- Wir leisten ehrenamtliches Engagement im Gegenwert von 2,5 Milliarden Euro jährlich.
- Wir pflegen unsere Angehörigen, was einer Arbeitsleistung von 4 Milliarden Euro pro Jahr entspricht. Experten und auch das Sozialministerium bestätigen, dass ohne uns das Pflegesystem zusammenbrechen würde!
- Wir sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor! Wir zahlen jährlich rund 17 Milliarden Euro an indirekten und direkten Steuern und sind für 25 Prozent des privaten Konsum (50 Milliarden Euro im Jahr!) verantwortlich.
Paradigmenwechsel: Sprechen wir über Leistung statt Kosten!
Trotzdem wird im öffentlichen Diskurs mehr von den Kosten für Pensionen und Pflege als von diesen unverzichtbaren Leistungen gesprochen.
Das ist grundfalsch und gesellschaftspolitisch gefährlich!
Darum brauchen wir dringend einen Paradigmenwechsel, was das Bild der Seniorinnen und Senioren anbelangt! Sprechen wir über die ältere Generation nicht als Kostenfaktor, sondern als Wirtschaftsfaktor!
Wir betonen gerne, wie wichtig das Ehrenamt ist. Machen wir die große Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit und Pflegearbeit stärker sichtbar. Im Regierungsprogramm wurde vereinbart, den Gegenwert von ehrenamtlicher Arbeit als eigenen Posten in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung auszuweisen. Dieses Vorhaben muss unbedingt umgesetzt werden!
Nicht zuletzt setze ich mich im Rahmen der Pflegereform für eine stärkere Entlastung pflegender Angehöriger ein. Dazu habe ich unter anderem für den Angehörigenbonus auch für Pensionistinnen und Pensionisten erfolgreich gekämpft. Im Herbst wird er im Nationalrat beschlossen, ab 1.1.2023 gibt es ihn. Das ist ein wichtiger Schritt, aber nicht der einzige. Langfristig brauchen wir leistbare und breit verfügbare 24-Stunden-Betreuung. Denn pflegende Angehörige haben das Recht, Angehörige zu sein anstatt ohne Wahlmöglichkeit Pflegekräfte zu ersetzen.
Mit den besten Grüßen,
Ihre Ingrid Korosec