Ab 1.1.2023: 1.500 Euro Pflegebonus auch für pflegende Angehörige in Pension! – Das Thema der Woche
Steter Tropfen höhlt den Stein: Nach mehr als zehn Jahren Diskussion und acht Sozialministerinnen und –ministern, von denen ich den großen Wurf bei der Pflegereform eingefordert hatte, hat die Bundesregierung letzte Woche mit der Beschlussfassung im Parlament Nägel mit Köpfen gemacht und den – wenngleich noch langen – Weg zu einer echten Pflegereform geebnet. Die Förderung der Pflegeausbildung etwa hilft dabei, die klaffende Lücke von 76.000 Pflegekräften bis 2030 zu schließen, Gehaltsboni und Kompetenzausweitung für Pflegekräfte helfen dabei, diese Menschen auch im Beruf zu halten.
Angehörigenbonus gilt ab 1.1.2023 auch für Pensionistinnen und Pensionisten!
Die stärkere Berücksichtigung von Demenz beim Pflegegeld soll Angehörige, die das Rückgrat der Pflege daheim darstellen, entlasten. Eine weitere Unterstützung, nämlich der 1500-Euro Bonus für pflegende Angehörige (ab Pflegestufe 4), wird zwar erst im Herbst beschlossen, das ändert jedoch nichts daran, dass es diesen Bonus wie geplant ab 1.1.2023 geben wird. Ich habe dafür gekämpft, dass auch pensionierte pflegende Angehörige, die ja doch den Großteil der Pflegearbeit zuhause übernehmen, diesen Bonus erhalten. Das heißt: Ab 1.1.2023 werden rund 50.000 in Pension befindliche pflegende Angehörige diese Unterstützung erhalten.
Mehr 24-Stunden-Betreuung und Paradigmenwechsel bei der Pflege!
Freilich können diese ersten beschlossenen Gesetze nur ein erster Schritt sein. Es muss noch viel mehr getan werden, damit wir am Ende bei einer zukunftsfähigen Pflegereform angelangt sind, die diesem Namen auch gerecht wird. Besonderen Handlungsbedarf sehe ich bei der 24-Stunden-Betreuung. Dieser Bereich muss viel stärker ausgebaut und gefördert werden, damit ein ausreichendes und leistbares Angebot verfügbarist. Der Großteil betreuungsbedürftiger Menschen will den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen. 24-Stunden-Betreuung ist dafür eine entscheidende Unterstützung!
Das Wichtigste jedoch: Wir dürfen über den Reformeifer nicht die historische Chance versäumen, in Österreich auf mehreren Ebenen einen Paradigmenwechsel in der Pflege einzuschlagen. Das bedeutet einerseits, Gesundheitsprävention und ein selbstbestimmtes Leben so lange wie möglich zu fördern, statt die Menschen ins Bett zu pflegen. Andererseits müssen wir auch ändern, wie über Pflege gesprochen wird. Sie darf nicht länger einseitig als ein Kostenfaktor, den „die Alten“ verursachen, betrachtet werden. Pflege ist auch ein zukunftsträchtiger Wirtschaftsfaktor, der uns alle früher oder später betreffen wird – auch jene, die jetzt Stimmung gegen die Seniorinnen und Senioren machen und im Alter gut versorgt und unterstützt werden wollen.
Dazu habe ich einen interessanten Gastkommentar in der Presse verfasst, den Sie hier nachlesen können.
Mit den besten Grüßen,
Ihre Ingrid Korosec