Nahversorgung ist mehr als Verköstigung - Thema der Woche
Es waren einmal …. kleine Orte auf dem Land, in denen es einen oder gar mehrere Greißler gab. Diese boten nicht nur alle nötigen Produkte feil. Sie waren auch Plätze für Plauderei, damit für Wohlgefühl, vor allem für Ältere.
Ein oder mehrere Wirtshäuser gab es in diesen Orten ebenfalls. Menschen, darunter viele Alleinstehende, trafen einander zum Frühschoppen oder zum Mittagsschmaus. Gesellig war das Beisammensein.
Es sind nun …. kleine Orte auf dem Land, in denen es längst keine Greißler mehr gibt. Eingekauft wird in einem Supermarkt, der am Gemeinderand, mitunter in einer größeren Nebengemeinde ist. Verbalen Austausch gibt es dort kaum. Tempo beim Kassieren ist angesagt – ein Stress vor allem für Seniorinnen und Senioren. Wirtshäuser gibt es in zahlreichen Orten nicht mehr. Damit fehlen wichtige Kontaktzentren.
„Greißlersterben“ in kleinen Kommunen
Eine Studie der "KMU Forschung Austria" hat ergeben, dass die Zahl der Lebensmitteleinzelhändler im peripheren ländlichen Raum zwischen 2011 und 2021 um 20 Prozent gesunken ist. Besonders kleinere und entlegenere Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern sind vom "Greißlersterben" betroffen. Dort oder da sind mittlerweile Selbstversorgungs-Boxen oder Containershops.
Nostalgie kommt bei der Erinnerung an die einst belebten Ortskerne auf. Die Zeit können wir nicht zurückdrehen, gewisse Wiederbelebung ist aber möglich – und nötig. Vor allem für die ältere Generation.
Immer mehr Bürgermeister bemühen sich um die Revitalisierung von Ortskernen. Durch Förderung von Wohnbau nicht „auf der grünen Wiese“, sondern im Zentrum. Und durch die Förderung von Betrieben.
Kreative und aktive Bewohner
Auch Bürgerinnen und Bürger werden aktiv. In einer kleinen hochgelegenen Kommune im oberen Mühlviertel etwa haben sie sich zu einer Genossenschaft zusammengetan und ein Begegnungszentrum errichtet. Es beherbergt einen Gastrobetrieb mit Sonnenterrasse und Blick in das Land ebenso wie ein Lebensmittelgeschäft. Die Bewohner müssen nicht mehr kilometerweit zum Einkaufen fahren.
Angebote im Ort nötig
Solche innovativen Projekte sind wertvoll. Wegen der steigenden Lebenserwartung gibt es immer mehr Seniorinnen und Senioren, die Angebote im Ort brauchen – vom Hausarzt und einer Apotheke über den Lebensmittelhändler bis zu Gaststätten und Bankomaten. Viele sind zu Fuß nicht mehr gut unterwegs und/oder haben kein Auto, auf das sie am Land angewiesen sind, weil es bei öffentlichen Verkehrsmitteln hapert.
Bei guter Infrastruktur im Zentrum geht es um mehr als um kurze Wegstrecken und Einkaufsmöglichkeiten. Es geht auch um Nahrung für die Seele, um ein Mittel gegen Einsamkeit alleinstehender älterer Menschen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt: (Video-)Telefonie ist gut. Unmittelbaren sozialen Kontakt kann sie nicht ersetzen.
Ihre Ingrid Korosec
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