Gesucht: Kleinere Mengen, größere Schrift - Thema der Woche
Wer kennt sie nicht, die lockenden Werbungen von Supermärkten: „Nimm mehr, zahl damit pro Stück weniger!“ Gutscheinhefte liegen in den Postkästen: 2+2 gratis, 1+1 gratis.
Für Familien mit Kindern sind solche Angebote gut, weil sie größere Lebensmittel-Mengen brauchen. Es gibt aber immer weniger Großhaushalte und immer mehr Menschen, die allein wohnen, darunter sehr viele Ältere.
Jüngste Daten der Statistik Austria haben ergeben: 1,6 Millionen Menschen lebten im Vorjahr in Österreich allein - um 430.000 mehr als vor 20 Jahren.
In Zahlen: Die größte Gruppe der Alleinlebenden waren 2024 über 64-Jährige (605.000 bzw. 34,3 Prozent dieser Altersgruppe), davon waren mehr als zwei Drittel Frauen (425.000). An zweiter Stelle: 55- bis 64-Jährige.
Diese Menschen haben von dieser Form der Rabatte nichts. Sie brauchen nicht ein Kilo Würstel, vier Packungen Käse, einen Kübel Orangen oder mehrere Kilo Mehl. Es sollte auch da mehr auf die Bedürfnisse der älteren Generation eingegangen werden. Die Lebensrealitäten haben sich stark verändert. Die Angebote sollten darauf ausgerichtet sein.
Ohne App kein Rabatt
Dazu kommt, dass manche Angebote nur über eine App beansprucht werden können. Auch das benachteiligt ältere Menschen, die kein Smartphone haben oder ein altes Handy-Modell, auf dem man Apps nicht herunterladen kann – oder die digital nicht fit sind. Viele Seniorinnen und Senioren werden damit diskriminiert. Und wer eine geringe Pension hat, hat Vergünstigungen nötig. Diese Leute zahlen im wahrsten Sinn des Wortes drauf. Daher verlange ich, dass es künftig nicht nur in diesem Bereich, sondern generell immer gleichwertige nicht-digitale Angebote geben muss. Dazu bedarf es einer gesetzlichen Regelung.
Ein wirkliches Problem für vorwiegend Ältere sind die Beschriftungen auf den Lebensmitteln. Die Inhaltsangaben sind so klein geschrieben, dass man sie nicht einmal mit einer Lupe lesen kann. Menschen wollen wissen, was in einem Produkt drinnen ist. Sie haben auch ein Recht darauf. Das müssen die Hersteller gewährleisten.
Beipackzettel: wichtig, aber kaum zu entziffern
Gleiches gilt in einem anderen Bereich. Der Obmann des Oberösterreichischen Seniorenbunds, Josef Pühringer, nennt Beipackzettel von Arzneimitteln. Die Schriftgrößen sind unzumutbar. Zudem behalten diese Informationszettel viele juristische Floskeln, sie sind zu lang und unübersichtlich.
Josef Pühringer verweist auch auf eine EU-Richtlinie, die die reine Digitalisierung des Beipackzettels ermöglichen könnte. Auch das würde Seniorinnen und Senioren diskriminieren! Eine digitale Version kann eine Ergänzung sein, der gedruckte Zettel muss aber erhalten bleiben!
All das zeigt: Die Altersdiskriminierung zieht sich durch viele Lebensbereiche. Es muss endlich Schluss damit sein! Auch im Sinne derer, die jetzt nicht betroffen sind. Für immer jung, wie der Titel eines Liedes von Andre Heller lautet, bleibt nämlich niemand.
Ihre Ingrid Korosec
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