Altersarmut ist weiblich – das darf und muss nicht sein!
Frauen sind im Alter überdurchschnittlich oft armutsgefährdet. Mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer sind von Altersarmut betroffen. Das ist eine traurige und inakzeptable Realität – und das darf und muss nicht sein! Es ist das Ergebnis von alten und neuen Lebensrealitäten. Und es ist ein Auftrag an uns alle, das dringend zu verändern.
Warum ist das so? Diese kurze Frage bekomme ich oft gestellt. Die Antwort ist komplex, denn: Es gibt nicht den einen Grund. Und es ist auch keine Schuldfrage.
Viele Frauen, die heute in Pension sind, haben Großartiges geleistet: Sie haben Kinder großgezogen, Angehörige gepflegt, sich um Familien gekümmert – oft jahrzehntelang, oft unbezahlt. Diese unbezahlte „Care-Arbeit“ ist das stille Rückgrat unserer Gesellschaft – und hat dennoch schwerwiegende direkte Folgen für die Pension dieser Frauen: viel zu wenig für das was sie geleistet haben.
Andere Frauen wiederum – gerade in der jungen Generation – arbeiten über viele Jahre hinweg in Teilzeit. Aktuell sind es 50 Prozent der Frauen im Erwerbsalter! Oft, weil sie Betreuungsaufgaben haben oder weil es nicht anders geht. Aber leider immer häufiger, weil es besser dem Lebensmotto „Work-Life-Balance“ entspricht. Rund 27 Prozent der Frauen, die Teilzeit arbeiten, geben an, nicht Vollzeit arbeiten zu wollen.
Daran ist nichts „falsch“ – ich wünsche jeder Frau, dass sie so leben kann, wie sie möchte. Aber man muss wissen, was es langfristig bedeutet.
Unser Pensionssystem basiert auf dem Versicherungsprinzip: Wer mehr einzahlt, bekommt mehr raus! Wer über Jahre hinweg in Teilzeit arbeitet, erwirbt weniger Pensionsansprüche.
Die Formel ist einfach: Halbe Arbeit = halbe Pension!
Diese Wahrheit ist unbequem – aber notwendig.
Und ich sage das nicht als Vorwurf, sondern als Warnung.
Denn: Selbstbestimmung braucht Wissen. Und Wissen braucht Aufklärung. Nicht im Nachhinein, sondern lange vorher.
Es braucht Strukturen, die echte Wahlfreiheit ermöglichen – und Menschen, die diese Freiheit bewusst und informiert nutzen.
Sehen Sie dazu mein Interview zum Thema „Wie kann ein gerechtes Pensionssystem erreicht werden?“ mit der Kronen Zeitung auf: www.krone.at/3795967
Ihre Ingrid Korosec