Wir brauchen einen „Beschäftigungsherbst“! - Thema der Woche
Die Zahlen sind nach wie vor alarmierend: Im September waren 90.319 Menschen über 50 arbeitslos, um 6473 mehr als im Vergleichsmonat 2024. Ein Plus von 7,7 Prozent. Ältere sind auch von Langzeitarbeitslosigkeit nach wie vor stark betroffen.
Hinter diesen Zahlen stecken Einzelschicksale: Arbeitssuchende berichten, dass sie wollen, aber nicht gewollt werden. Sie berichten von vielen Bewerbungen, die entweder ignoriert oder abschlägig beantwortet werden. Das kränkt und belastet psychisch.
„Man sollte älteren Menschen mehr zutrauen und ihnen eine Chance geben. Ich weiß, wir alten Menschen sind körperlich nicht mehr so belastbar, aber geistig sind wir noch voll da, und das sollte neben unserer Erfahrung auch gewürdigt werden“, sagte eine langzeitarbeitslose Frau den OÖN. Ich sage es bildlich immer so: Die Jungen laufen schneller, die Alten kennen die Abkürzungen.
Wenn Frauen und Männer aber schon mit 50+ „zu alt“ für den Arbeitsmarkt sind, wie sollen dann viel Ältere noch einen Job finden? Hier ist schleunigst gegenzusteuern. Das im Regierungsprogramm festgeschriebene „Beschäftigungspaket“ für Ältere muss mit Maßnahmen befüllt werden. Es geht dabei vor allem darum, das faktische Pensionsantrittsalter zu erhöhen.
Laut WIFO wird die Zahl der unselbstständig Beschäftigten in der Altersgruppe 60 bis 64 bis 2030 um 73.500 ansteigen - u. a. durch die schrittweise Anhebung des Frauenpensionsalters bis 2033 auf 65 (jenes der Männer). Um das faktische Pensionsantrittsalter um ein Jahr anzugeben, müssen 115.000 mehr 60- bis 64-Jährige beschäftigt sein. Um den von der Regierung festgelegten Pensionsnachhaltigkeitspfad einzuhalten, müssten in den kommenden fünf Jahren aber rund 40.000 Ältere zusätzlich in Beschäftigung gebracht werden.
Ein sozialpartnerschaftlicher Schulterschluss für alternsgerechte Arbeitsplätze ist nötig. Dienstnehmer müssen zu Weiterbildung und Umschulung bereit sein. Insbesondere sind aber Wirtschaftsvertreter und die Industriellenvereinigung gefordert.
Wer ständig nach einer Erhöhung des Pensionsantrittsalter ruft, muss auch dafür sorgen, dass es Jobs für Ältere gibt. Dienstgeber dürfen Menschen über 50 nicht länger als (finanzielle) Belastung sehen. Sie sind ein Expertenpool mit viel Wissen und Erfahrung, die auch jüngeren Kollegen nutzt. Und auch da macht es die Mischung aus: Unternehmen mit jungen und älteren Mitarbeitern haben einen strategischen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt.
Weil aber Appelle nicht reichen, sollte es rasch das im Koalitionsabkommen fixierte Anreizsystem geben: etwa in Form von Boni für Firmen, die Ältere beschäftigen.
Auch die Flat Tax von 25 Prozent für freiwilliges Arbeiten in der Pension soll es - wie geplant - ab 1. Jänner 2026 geben.
Ein einheitlicher Steuersatz von von 25 Prozent bringt steuerliche Klarheit und mehr Netto vom Brutto. Wer künftig etwa 1.000 Euro pro Monat dazuverdient, soll 750 Euro netto behalten – unabhängig von der Höhe der Pension.
Ein einfaches, faires Modell, das viele Menschen entlastet und Bürokratie abbaut. Der Arbeitsmarkt braucht dieses Potenzial – besonders angesichts der bevorstehenden Pensionierungswelle der Babyboomer.
30.000 bis 40.000 Neupensionisten jährlich möchten freiwillig arbeiten, wenn es finanziell attraktiv ist.
Auch das zeigt: Viele wollen sogar über die Pensionierung hinaus aktiv sein. Jetzt sind Regierung und Gesetzgeber gefordert, die Bedingungen für die Beschäftigung Älterer zu schaffen!
Ihre Ingrid Korosec