Gesundheits- und Pflegereform notwendig: Daher - Finanzierung aus einer Hand umsetzen! - Thema der Woche
Die tragischen Ereignisse in Oberösterreich und Salzburg machen auf dramatische Weise deutlich, wie dringend Reformen im Gesundheits- und Pflegebereich sind. Es ist tragisch, dass in Österreich immer erst etwas passieren muss, bevor ernsthafte Diskussionen geführt werden und die Notwendigkeit struktureller Veränderungen eingestanden wird. Deutlicher kann der Handlungsbedarf nicht sein.
Versäumnisse der vergangenen 20 Jahre holen uns ein
Die Versäumnisse der vergangenen zwei Jahrzehnte lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Jetzt ist es das Gebot der Stunde, erste Schritte für einen aufwendigen, aber dringend notwendigen Reformprozess einzuleiten – sonst steuern wir direkt auf die Wand zu!
Bereits 2007 (!) haben Ernest Pichlbauer und ich im Buch „Gesunde Zukunft“ auf Fehlentwicklungen im Gesundheitssystem hingewiesen und eindringlich vor den demografischen Herausforderungen der 2020er-Jahre gewarnt. Schon damals war klar: Ohne eine Finanzierung aus einer Hand wird das System nicht zukunftsfähig sein. Nun mehren sich die Stimmen derer, die dazu aufrufen, die gesamten Gesundheitsagenden – inklusive der Spitäler – in die Kompetenz des Bundes zu geben – unter ihnen auch Salzburgs Landeshauptfrau Karoline Edtstadler.
Finanzierung aus einer Hand: Der Schlüssel zu einem nachhaltigen System
Eine „Finanzierung aus einer Hand“ bedeutet klare Zuständigkeiten, transparente Finanzierungsströme und einheitliche Qualitätsstandards – überall und für alle Generationen. Nur so können wir dem zunehmenden Ärzte- und Pflegekräftemangel in Kombination mit dem demografischen Wandel wirksam begegnen.
Wenn der Bund die Gesamtverantwortung für Gesundheit trägt, wird endlich klar, wer wofür zuständig ist. Das schafft mehr Effizienz, reduziert Bürokratie und stellt sicher, dass die Mittel dort ankommen, wo sie gebraucht werden – bei den Patientinnen und Patienten.
Ein System voller Doppelgleisigkeiten
Unser derzeitiges Gesundheitssystem ist geprägt von komplexen, schwer durchschaubaren Finanzierungsflüssen: Bund, Länder, Gemeinden, Sozialversicherung und verschiedene Träger teilen sich Zuständigkeiten – oft mit unklarer Verantwortung.
Im extramuralen Bereich sind die Versicherungsträger zuständig, im intramuralen die Länder, im Pflegebereich Länder und Gemeinden – ein Dreisäulen-System mit großem Risiko für Fehlentwicklungen.
Diese Strukturen führen zu Ineffizienz, Doppelgleisigkeiten und einem ungleichen Versorgungsniveau in Österreich.
Reformargumente im Überblick
1. Prävention statt Reparatur
Mehr Mittel müssen in Vorsorge und Gesundheitsförderung fließen, um langfristig Kosten zu senken. Ich begrüße daher, dass die Gürtelrose-Impfung seit 1. November für Menschen ab 60 und Risikopatienten gratis ist. Auch dafür habe ich gekämpft.
2. Digitalisierung und Nahversorgung
Eine zentrale Finanzierung erleichtert neue Versorgungsformen – von Telemedizin bis mobiler Pflege – besonders in ländlichen Regionen.
3. Bessere Koordination von Leistung und Finanzierung
Wenn die Finanzierung zentral gesteuert wird, können Leistungen bedarfsgerechter geplant werden - z. B. Wartezeiten kürzen, Ambulanzen statt Spitalsfälle fördern. Die Länder sind für die Umsetzung vor Ort zuständig.
4. Mitsprache der Betroffenen
Patientenvertretungen und Organisationen müssen in den Reformprozess eingebunden werden, damit die Perspektive der Menschen im Mittelpunkt steht.
Ziel: Ein Gesundheitssystem aus einem Guss
Jetzt ist entschlossenes Handeln nötig – nicht länger reden, sondern tun. Das Ziel ist klar: Ein Gesundheitssystem aus einem Guss – mit weniger Zuständigkeitswirrwarr, mehr Qualität und Fairness für alle Generationen.
Mit einer Finanzierung aus einer Hand schaffen wir ein System, das klar, effizient und zukunftsfähig ist – in dem die Mittel dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden: bei den Menschen.
Ihre Ingrid Korosec


